Der Sozialdemokrat Otto Braun, von 1920 bis 1932 mit zwei kurzen Unterbrechungen Ministerpräsident des Freistaates Preußen in der Weimarer Republik, zählt zu den herausragenden Persönlichkeiten seiner Zeit. Wegen seines autoritären Regierungsstils und seiner ostpreußischen Herkunft aus Königsberg vielfach als „Zar von Preußen“ tituliert, war er gleichwohl ein überzeugter Demokrat, der sich totalitären Bestrebungen von links wie rechts gleichermaßen widersetzte. Zielstrebig baute er den Freistaat, nach Bevölkerungszahl und Fläche das größte Land im Reich, zu einem „demokratischen Bollwerk“ aus, das ein Vorbild für ganz Deutschland sein sollte. Der Republik, in der es seit 1920 kaum noch stabile republikanische Mehrheiten gab, konnte er damit vorübergehend zu einem gewissen Maß an Halt verhelfen, bis die Weltwirtschaftskrise und die wachsende Arbeitslosigkeit auch der von ihm geführten „Weimarer Koalition“ in Preußen die politische Basis entzogen. Durch sein mutiges Eintreten für die Demokratie geriet Otto Braun zugleich bereits früh mit den Feinden der Demokratie in Konflikt, vor allem den Nationalsozialisten, die er erbittert bekämpfte. Mit dem „Preußenschlag“ Reichskanzler Franz von Papens im Juli 1932 wurde er schließlich von der Regierung im Freistaat verdrängt und floh nach der „Machtergreifung“ Hitlers, an Leib und Leben bedroht, im März 1933 in die Schweiz, wo er 1955 vereinsamt starb.